Wie oft sind wir zu Fuß, mit dem Rad oder Auto schon an der Marienburg vorbeigekommen und haben sie in den letzten zehn Jahren doch so gut wie nie besucht. Oft war uns durch Universität und/oder Hofcafé einfach zu viel los in dem alten Gemäuer. Wir haben dann immer auf der alten, steinernen Beusterbrücke, die durch die neue “Fahrrad-Abfahrt” zur Marienburg ein wenig abseits liegt, ein erstes oder letztes Päuschen gemacht. Erst das dritte “Jahrhundert-Hochwasser” der Innerste in den letzten 10 Jahren, trieb mich mal wieder hierher. Jetzt ist es der Drang, der Website mal wieder ein bisschen mehr Leben einzuhauchen und natürlich der momentan endgeile Frühling, der uns bewog, eine kleine Fotosession zu machen. Das Hochwasser war dieses Mal eine mindestens kleine Katastrophe für die ehemalige Wasserburg, deren Wälle zwischen den ehemals zwei Wassergräben, wohl leider irgendwann abgetragen wurden. Noch jetzt, neun Monate später, sind die Renovierungsarbeiten wohl nicht vollständig abgeschlossen. Trotzdem läuft der Uni-Betrieb wieder auf vollen Touren und das streitbare Haus dient wieder seinen modernen Zwecken.

Hildesheim weist mit der Domburg, der im Norden der Stadt gelegenen Burg Steuerwald und der im Süden gelegenen Burg Marienburg, auf seinem Stadtgebiet drei eindeutig nachweisbare und fast vollständig erhaltene Burgen auf. Kein Alleinstellungsmerkmal, aber allzu häufig wird man solches in unserer Heimat nicht finden. Verbunden werden alle drei durch die Innerste, die “Keimzelle” und Lebensader der Stadt. Von Steuerwald aus ist sind die Naturschutzgebiete des “Kleeblatts” nicht weit entfernt, insbesondere das NSG “Mastberg und Innersteaue”. Die Domburg liegt nahe dem Landschaftsschutzgebiet “Wallanlagen” und die Marienburg ist nur einen Katzensprung weit entfernt vom NSG “Am Roten Stein”. Gegenüber des Landgasthofs “Zur Scharfen Ecke” ist der Einstieg in das wieder mal kleine, aber feine Gebiet, das z.B. einen herausragenden Bestand am seltenen Deutschen Ziest aufweist. Aber auch eine Radtour an der Innerste in beide Fließrichtungen kann nur empfohlen werden. Heureka! Witzigerweise wurde ich gerade durch die eigenen Gedanken zu einer Tour angeregt, die alle drei Anlagen miteinander verbindet. Es wird wohl beizeiten … ich habe peinlicherweise kein Foto mehr von der inneren Burg Steuerwald … einen Beitrag dazu geben.

Die ehemalige Burg, die heute weitestgehend als Domäne bezeichnet wird, was sich durch die momentane Nutzung aber auf Dauer wieder ändern könnte, ist von außen barrierefrei zu besichtigen. In der Woche kann man sich vielleicht, “verkleidet” als Student, ebenfalls in das ein oder andere Gebäude schleichen und Mäuschen spielen. Dazu will ich hier aber nicht anregen. Das im Alten Pächterhaus untergebrachte Schulmuseum, das früher zur Besichtigung zugänglich war, wird wohl nach Schäden durch das Hochwasser an anderer Stelle in Hildesheim neu entstehen. Dafür hat aber das hübsche Hofcafé “Domäne Marienburg” wieder geöffnet. Zur Qualität kann ich nix sagen, da wir hier noch nicht eingekehrt sind. Sieht aber auf jeden Fall ziemlich nett aus und ist bei gutem Wetter immer gut besucht bis völlig überlaufen. Tja, was soll man noch sagen zu dieser wunderschönen Anlage, die im Gegensatz zu ihrer noch etwas im Dornröschenschlaf liegenden älteren Schwester Steuerwald, eine wohl mittel- bis langfristige, sinnvolle Nutzung gefunden hat? Natürlich gäbe es noch sehr vieles, das man bei Bedarf aber auch leicht herausbekommen kann. Für uns ist das auf jeden Fall eines der schönsten Fleckchen in Hildesheim und ein Dreh- und Angelpunkt für Exkursionen und Radtouren. Für uns ist es sogar schon des Öfteren Zwischenetappe auf Wanderungen gewesen, wie z.B. der an der Innerste zwischen Hildesheim und Derneburg. Wer es also geschafft hat, noch nicht hier gewesen zu sein, weiß was zu tun ist. Horrido erstmal…

Burg Marienburg

Die Burg Marienburg (Castrum Mariae) wurde zwischen 1346 und 1349 vom Hildesheimer Bischof Heinrich III. in der sumpfigen Niederung der Innerste errichtet. Im Konflikt mit der aufbegehrenden Bürgerschaft “seiner” Stadt Hildesheim, die zu seinem Mitbewerber um den Bischofsstuhl hielt, dem Grafen Erich von Schaumburg, sollte sie als Schutz- und Trutzburg dienen. Von hier aus konnten der Handel und Verkehr im Süden der Stadt kontrolliert werden. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die 1625/26 von den Dänen belagert und 1632 von den Schweden erobert und teilweise zerstört. Nach dem Krieg wurde sie nur noch zu Wohnzwecken genutzt und 1806 in eine Staatsdomäne umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1945-1981) war hier ein Gemüseanbaubetrieb mit Konservenherstellung tätig, von 1949-1991 wurde im Keller der Burg das regional bekannte MUKU-Eis produziert. Bis 1946 war die Marienburg Namensgeberin des Landkreises Marienburg, dann bis 1974 Bestandteil des Landkreises Hildesheim-Marienburg. Seit 1974 gehört die Burg zur Stadt Hildesheim und seit 1993 wird sie von der Universität Hildesheim genutzt. 2003 ging sie vollständig in das Stiftungsvermögen der Universität über.

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